Barry wurde 1800 geboren. Im selben Jahr wurde Thomas Jefferson zum 3. Präsident der Vereinigten Staaten gewählt und Schillers Maria Stuart uraufgeführt. Barry lebte als Rettungshund im Hospiz auf dem Grossen St. Bernhard, das auf fast 2500 Metern über Meer liegt. Das Hospiz wird seit dem 11. Jahrhundert von den Augustiner Chorherren geführt. Die Passüberquerung war zu jeder Jahreszeit lebensgefährlich. Die Chorherren und ihre Diener retteten Verschüttete und Verirrte. Mit der Zeit liessen sich die Chorherren auf der Suche nach Vermissten von den Hunden begleiten. Zusammen retteten sie in über 200 Jahren über 2000 Menschen vor dem Tod. Barry soll bei der Rettung von 40 Menschen mitgeholfen haben – er war bereits zu Lebzeiten eine Legende.
Die Rettungshunde waren keine Lawinenhunde im heutigen Sinn. Ihre wichtigste Aufgabe war es, auch bei starken Schneestürmen den Weg zurück ins Hospiz zu finden. Barry war bestimmt ein aussergewöhnlicher Hund, sonst wäre er nicht schon zu Lebzeiten zu Ruhm gelangt. Viele der Legenden, die um Barry kreisen, sind aber nicht belegt.
Das alte Präparat wurde nach hundert Jahren verändert, weil es in einem schlechten Zustand war. Auch entsprach die demütige Haltung nicht mehr dem Bild, das die Besucher von Barry hatten: dem Bild eines mutigen Helden. Der Präparator Georg Ruprecht bildete 1923 Barry ganz neu nach – nach allen Regeln der damaligen Präparationskunst. Stolzer und näher beim Bernhardiner, wie wir ihn heute kennen. Das Fell ist noch immer echt. Bis 2014 stand Barry in der Eingangshalle des Naturhistorischen Museums Bern. Zu seinem 200. Todestag widmete ihm das Museum eine eigene Dauerausstellung.
Knabenritt: Die Legende besagt, dass Barry alleine ein Kind gerettet und auf seinem Rücken zum Hospiz getragen hat. Aber auch der klügste und kräftigste Hund wäre zu einer solchen Leistung nicht in der Lage.
Von einem Soldaten getötet: Eine weitere Legende besagt, dass Barry von einem französischen Soldaten getötet wurde. Dieser soll ihn für einen Wolf gehalten haben. Zu dieser Zeit lebten tatsächlich noch vereinzelt Wölfe am Grossen St. Bernhard. Und im Mai 1800 zog Napoleon mit etwa 46 000 Soldaten über den Pass. In diesem Jahr wurde Barry aber gerade erst geboren.
Barry starb 1814 in Bern. Seine letzten beiden Lebensjahre verbrachte er hier im Ruhestand. Er wurde auf Wunsch des Priors in die Bundesstadt gebracht. Warum der Vorsteher des Klosters auf dem Grossen St. Bernhard sich für das protestantische Bern aussprach, ist unklar. Die Geschichte untermauert aber, dass Barry offenbar ein besonderer Hund gewesen sein muss.