Auch wenn wir die Bezeichnung «queer» für Menschen nutzen, ist in der Tierwelt ausserordentlich viel Queerness zu finden. Und auch das Geschlecht des Menschen ist nicht so eindeutig, wie wir oft vermuten: Weiblich und männlich sind keine festen Kategorien, sondern eher zwei Pole, zwischen denen ein Spektrum besteht. Mit dem wachsenden Bewusstsein für die Vielfalt in der Natur gewinnt auch die gesellschaftliche Vielfalt an Aufmerksamkeit. Wir befinden uns mitten in einem gesellschaftlichen Wandel, dieser aktiviert gleichzeitig kreative Kräfte und Widerstände.
Die Ausstellung schickt die Besuchenden auf eine Entdeckungsreise ins «Queerreich», eine Welt, die die bunte Fülle in Natur und Gesellschaft aufzeigt, die beim Thema Geschlecht und Sexualität zu finden ist. Eine Expedition, bei der die Besuchenden auch ihre eigene Identität erforschen.
Alle Besuchenden kommen mit ihrem eigenen Rucksack an Vorwissen und Meinungen in die Ausstellung – manche bewegen sich in der Queer-Szene, andere wissen nicht genau, was «queer» überhaupt bedeutet. Dieser Kluft versucht die Ausstellung gerecht zu werden, indem sie sich als Angebot versteht: ein Angebot, den eigenen Rucksack mit neuen Fundstücken an Wissen und Erkenntnissen zu füllen.
Die Ausstellung ist als abstrahierte Landschaft konzipiert, in der sich die Besuchenden frei bewegen und ihre Entdeckungen machen sollen. Die Landschaft teilt sich in vier Zonen auf, die mit unterschiedlichen Bodenfarben markiert sind. In einem Intro-Film werden die Besuchenden für das bevorstehende Abenteuer gebrieft. Als Ausrüstung erhalten sie ein Expeditionsheft. Das Heft dient der Orientierung und dokumentiert die eigene persönliche Expedition. An mehreren Stationen und mit einem Fragebogen erkunden die Besuchenden ihre eigene Identität.
Verführungen
Queere Menschen entern die Ausstellung und geben eine ganz persönliche Führung. Jeweils am ersten Mittwoch und Donnerstag im Monat. Die Verführungen können auch privat gebucht werden.
Queere Tiere erleben
Ein Rundgang im Tierpark Bern. Erleben Sie Geschlechtervielfalt in natura! In Kooperation mit dem Naturhistorischen Museum Bern bietet der Tierpark Bern während der Dauer der Ausstellung einen Rundgang zu «queeren» Tierarten im Vivarium.
Für Schulklassen und Lehrpersonen
- Anmeldung für den Schulklassenbesuch
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Sie wollen mit Ihrer Klasse die Ausstellung besuchen?
Sämtliche Informationen zum Besuch und die verfügbaren Termine und Anmeldung finden Sie hier .
- Workshops für Schulklassen
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Der interaktive Workshop «Queerfeldein – eine Reise in die Vielfalt unserer Natur» zeigt die Vielfalt des Lebens auf und das Wissen darüber, dass kein Geschlecht «natürlicher» oder «echter» als ein anderes ist.
Für SuS ab 12 Jahren, max. 24 Personen.
Der Workshop kann auch von Erwachsenen-Gruppen (Betriebe etc.) gebucht werden.
- Didaktisches Material
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Ist hier aufgeschaltet.
- Einführung für Lehrpersonen ins didaktische Material
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Der Kurs behandelt die praktischen Möglichkeiten um mit den didaktischen Materialien zur Ausstellung «Queer- Vielfalt ist unsere Natur» einen spannenden Unterricht im Museum zu gestalten.
- Kontakt
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Wenden Sie sich an unser Team Bildung und Vermittlung für weitere Informationen.
Buchen Sie private Führungen (mit queeren Guides), Workshops (für Gruppen, Betriebe, etc) und Anlässe in der Ausstellung – wenden Sie sich bitte an die Leiterin Gastro und Event oder buchen Sie die Anlass direkt auf unserer Webseite.
Grosser Ehre: Die Ausstellung «Queer – Vielfalt ist unsere Natur» erhält den Prix Expo 2021 der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz. Mehr dazu...
Ein Auszug aus der Medienmitteilung der SCNAT vom 23.11.2021 lautet:
"Geschickt spannen die Ausstellungsmacher:innen den Bogen zwischen Natur und Kultur Gesellschaft und ziehen die Besuchenden in eine Feier der Vielfalt der Geschlechter, bei der es viel zu entdecken gibt. Wie die Ausstellung ein sensibles und gesellschaftlich äußerst relevantes Thema umfangreich, informativ, vielfältig und feinfühlig in eine starke und mutige Szenogafie setzt, und dies mit Einbezug ganz verschiedener Menschen und deren Erleben, überzeugte die Jury Prix Expo. Die Ausstellung ist mutig inszeniert, weil sie umfassend argumentiert und erleben lässt, dass es eine ‹Norm› für eine menschliche sexuelle Orientierung nicht gibt, und dass eine moderne Gesellschaft die menschliche Vielfalt an Geschlechtsidentitäten als Bereicherung empfinden, tolerieren und feiern sollte. ..."
Im September 2022 wurde die Ausstellung zudem mit einem Swiss Diversity Award ausgezeichnet.
Im kurzen Video kommen ein paar der beteiligten Macher:innen zu Wort.
Was gibt es zu sehen?
Vielfalt – In der Natur ist nichts normal
In der ersten Zone geht es um «Queerness» in der Natur: Sie wirft einen ausführlichen Blick auf geschlechtliche Vielfalt in der Tierwelt (Geschlechtswechsel, Zwitter, Jungfernzeugung, eines oder auch tausende Geschlechter). Gezeigt wird zum Beispiel der Clownfisch, der wie auf Knopfdruck sein Geschlecht ändern kann, die Kaukasische Feldeidechse, bei der es keine Männchen gibt, oder der Gemeine Spaltblättling, der über 23‘328 Geschlechter verfügt. Welche Funktionen haben solche Phänomene? Welchen evolutionären Sinn erfüllen sie – oder müssen sie das überhaupt? Thematisiert wird hier auch, dass homosexuelles Verhalten weit verbreitet ist in der Tierwelt (bei über 1500 Arten beobachtet) und dass es in der Natur keine generell festgelegten Geschlechterrollen gibt. So hält sich das Rotstirnige Blatthühnchen einen Männchen-Harem, das Helmkasuar-Männchen ist ein alleinerziehender Vater und die Weibchen der Tüpfelhyäne sind aggressiver als die Männchen und weisen einen höheren Testosteron-Spiegel auf.
Körperwelten – Unsere Körper, das schöne Durcheinander der Geschlechtsmerkmale
Die englische Sprache ist genauer, was Geschlechter betrifft: Sie unterscheidet zwischen gender (soziales Geschlecht) und sex (biologisches Geschlecht). Im Deutschen stellt Geschlecht einen ziemlich umfassenden Begriff dar, wir meinen damit nämlich auch die Geschlechtsidentität, also das innere Wissen, welches Geschlecht wir haben. Entsprechend komplizierter wird es, wenn das biologische Geschlecht mit dieser Identität nicht übereinstimmt.
Die Zone «Körperwelten» zerlegt das Geschlechtskonzept in seine Bestandteile und wirft einen umfassenden Blick auf das biologische Geschlecht – das ist komplexer, als wohl die meisten vermuten. Wissenschaftlich gesehen bewegen wir uns als Individuen auf einem Spektrum, das sich zwischen typisch männlich und typisch weiblich auffächert. Das biologische Geschlecht des Menschen wird durch mindestens sieben Aspekte bestimmt. Zudem erklärt dieser Bereich der Ausstellung, wie Geschlecht entsteht und warum es überhaupt Geschlechter gibt.
Die geschlechtliche Vielfalt ist in den allermeisten Fällen nicht als Problem, sondern als Bereicherung zu sehen – dafür steht die fotografische Installation «Wesensreise» von zwei Künstlern (Daniel Bolliger und Timon Imveldt), die mit den naturwissenschaftlichen Fakten im Dialog steht.
Kräfte – Aus gesellschaftlichem Wandel entsteht Energie, kreative und destruktive
Der Mensch ist von Natur aus ein Kulturwesen. In diesem Teil betrachten wir gesellschaftliche Aspekte von Queerness und die kulturellen Auswirkungen unserer geschlechtlichen Vielfalt. Alte Normen und Werte stehen im Wandel, das erzeugt Widerstände, aber auch konstruktive Energie, etwa in der Sprache, in der Kultur – und in einzelnen Lebensläufen. Diese Kräfte beleuchtet eine Station mit sieben Biografien, ein Sprach- und ein Identitätsquiz. Die Station «Kreativer Motor» gibt einen Eindruck von der schieren Fülle an queerer Kultur und «destruktive Kräfte» zeigt die Realität, dass queere Menschen noch immer unter Diskriminierung und Gewalt leiden. Am «Baum der Bekenntnisse» beantworten vier helle Köpfe (etwa der Psychoanalytiker Peter Schneider) vier relevante Fragen – zum Beispiel, was eigentlich natürlich ist oder wie queer die Bibel ist.
Zukunft – So denken wir morgen über Geschlecht und Sexualität
Auf der Galerie können die Besuchenden nicht nur einen Blick auf die Ausstellung von oben werfen, sie werfen auch einen Blick in die Zukunft. Wie sieht unsere Gesellschaft in zwanzig Jahren aus? Wir greifen hier zwei Brennpunkte auf (Sport und Männer, die Kinder gebären) und lassen zum Schluss der Ausstellung die Jugend zu Wort kommen, welche die Gesellschaft von morgen prägt.
Kultur und Natur
Die Ausstellung ist bestimmt keine klassische Ausstellung für ein Naturhistorisches Museum, sie schlägt eine Brücke zwischen Natur und Kultur. Sie thematisiert nicht nur die Tierwelt und den Menschen als biologisches Wesen, sie berührt auch die kulturellen und gesellschaftlichen Aspekte, die sich daraus ergeben.
Meine persönliche Expedition
Die Besuchenden sollen auch über sich selber nachdenken. Aus diesem Grund erhalten sie ein Expeditionsheft zur Hand, mit dem sie animiert werden, ihre Ansichten und eigene Identität zu hinterfragen – und ihre Ansichten auch in der Ausstellung zu hinterlassen.
Besuchendenführung
Der Rundgang ist nicht linear aufgebaut. Es gibt keinen vorgegeben Weg, den die Besuchenden ablaufen müssen. Wie bei einer echten Expedition: Die Besuchenden suchen sich ihren eigenen Weg.
Altersempfehlung
Wir empfehlen die Ausstellung für Kinder ab 12 Jahren. Es ist aber nicht untersagt, die Ausstellung mit jüngeren Kindern zu besuchen.
Lebende Tiere
In der Ausstellung sind lebende Tiere zu sehen. Alle Tiere werden auf tiergerechte Weise gehalten. Das Seepferdchen-Aquarium wurde vom Tierpark Bern konzipiert und mitbetreut
Impressum
- Gesamtleitung
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Christoph Beer
- Projektleitung
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Katharina Weistroffer
- Konzept
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Peter Auchli,
Timon Imveldt,
Simon Jäggi,
Christian Kropf,
Thea Sonderegger,
Katharina Weistroffer - Wissenschaftliche Kuration
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Christian Kropf
- Ausstellungskuration
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Simon Jäggi
- Steuergruppe
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Nino Fund,
Henry Hohmann,
Bernhard Pulver,
Michael Schorer,
Detlef Vögeli,
Flavia Wasserfallen
Gestaltung
- Szenografie
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Peter Auchli,
Thea Sonderegger - Visuelle Gestaltung und Illustrationen
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Thea Sonderegger
- Grafik
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Jonas Oehrli
- Präparation
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Sirpa Kurz,
Constantin Latt,
Angélique Oberholzer,
Sarah Rainer-Pranter,
Martin Troxler
Inhalt und Text
- Texte
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Simon Jäggi,
Christian Kropf - Interviews
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Simon Jäggi
- Lektorat und Korrektorat
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Henry Hohmann
- Übersetzungen
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Supertext,
Henri-Daniel Wibaut,
Eva Reynolds - Mitarbeit «Identitätsquiz», «Komplimen-Tier»
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Piet Baumgartner,
Lukas Frei,
Anna Rosenwasser - Transkription
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Lomotion AG,
Effie Kammer - Künstler «Wesensreise»
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Daniel Bolliger,
Timon Imveldt - Mitarbeit «Kreativer Motor»
-
Timon Imveldt
Medien
- Multimediakonzept und Interaction Design
-
Peter Auchli
- Filme und Schnitt
-
Lomotion AG
- Audio
-
Peter von Siebenthal,
Projektstudio GmbH - Sprecher*innen
-
Fabienne Biever,
Noah Egli,
Barbara Heynen,
Marie Omlin,
Milva Stark,
Diego Valsecchi - Interviews
-
Audrey Aegerter,
Paula Angst,
Kaspar Blumenstein,
Marianne Dahinden,
Henrik von Dewitz,
Dominik Dummermuth,
Jael l'Epplattenier,
Henry Hohmann,
Tanja Krones,
Daniel Kuhn,
Soukey Mboup,
Deborah Mühlebach,
Marie-Lou Nussbaum,
Monika Risse,
Peter Schneider,
Achim Steffen,
Pöili Vaucher,
Zéphyr Vaucher,
Mathias Wirth,
Florian Zbinden - Schauspiel und Mitarbeit Intro
-
Jovana Hitz
- Model Plakat
-
Jovana Hitz
Öffentlichkeitsarbeit
- Bildung und Vermittlung
-
Katharina Lienhard,
Andrea Röhrig,
Martin Ryser - Mitarbeit Bildung und Vermittlung
-
Félix Duméril,
Basil Huwyler,
Diego Valsecchi - Marketing und Kommunikation
-
Sonja Delz,
Anna-Pierina Godenzi,
Simon Jäggi - Pressefotografie und Dokumentation
-
Nelly Rodriguez
- Rahmenprogramm
-
Sonja Delz,
Anna-Pierina Godenzi,
Simon Jäggi,
Katharina Lienhard
Technik und Bauten
- Möbelbau und Objektmontage
-
Markus Holzer,
Stephan Schlup - Bauten
-
Gratschi Jud
- Elektro-und Technikarbeiten
-
Christian Bähler,
Mark Bähler,
Denise Mast - Bodenlegearbeiten
-
Daniel Stern
- Lichtplanung
-
Mati AG
- Animatronic «Red Queen», «Identitätsquiz»
-
Renato Grob
- Grafikproduktion
-
Lettra Design
- Maler und Tapezierarbeiten
-
Burkhard & Co,
Thomas Schmutz
Dank an Hannes Baur, Philipp Brunner, Jürg Hadorn, Roman Heggli, Stefan Hertwig, Anette Kuhn, Eike Neubert, Lukas Rüber, Manuel Schweizer, Valentina de Vos, Klaus und Lise-Lotte Wechsler, Mirjam Werlen, Fredy und Gaby Zbinden
Naturhistorisches Museum Wien, Naturhistorisches Museum Basel, Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt am Main, Stapferhaus Lenzburg, Tierpark Bern, Queerbooks